Am Ende

(8. April 2025)

Wenn ich alt bin,
wenn ich auf mein Leben zurückblicke,
will ich mir in die Augen sehen können.

Ich frage mich oft:
Was werde ich dann denken?
Werde ich sagen:
Ich habe getan, was ich konnte?
Oder werde ich schweigen müssen?

Denn ich sehe, was passiert.
Ich spüre, wie sich alles verändert.
Wie sich Kälte breitmacht.
Wie der Ton härter wird.
Wie Menschen sich wieder fürchten –
vor dem, was sie sind.
Vor dem, was andere aus ihnen machen.

Der Faschismus kommt nicht mit Marschmusik und Fackeln –
er kommt leise, in Anzügen, im Bundestag, in Jeans, im Alltag.
Er kommt, während wir arbeiten. Wenn wir müde sind. Während wir schlafen.

Wir schlafen.

Wenn wir uns – in den unendlichen Weiten unserer eigenen kleinen Welt – verausgaben und ausruhen.

Und ich sehe, wie wir stillhalten.
Wie wir hoffen, dass es vorbeigeht.
Dass es nicht so schlimm wird.
Dass jemand anderes schon etwas tun wird.

Wir haben uns eingerichtet.
In kleinen Kreisen. Mit Freundschaft. Mit Vertrauen.
Wir haben einander –
und das hat uns getragen.
Das hat uns genügt.

Wir haben gedacht:
Solange wir uns nah bleiben,
solange wir anständig bleiben,
solange wir füreinander da sind –
kann uns das Draußen nichts anhaben.

Und so haben wir vieles ertragen.
Solange es nicht uns traf,
haben wir es hingenommen.
Wir haben gehofft,
dass das Dunkle wieder verschwindet,
wenn wir es nur ignorieren.

Aber das war ein Irrtum.
Ein gefährlicher Irrtum.

Denn während wir gehofft haben,
hat es sich ausgebreitet.
Nicht plötzlich.
Nicht laut.
Aber stetig.
Und jetzt ist es da.

Und jetzt reicht Hoffen nicht mehr.

Ich glaube nicht mehr an dieses Hoffen.
Nicht an das leere Hoffen.
Nicht an das Warten.

Ich glaube an Hoffnung,
die aufsteht.
Die sich erhebt.
Die sagt: Ich gehe trotzdem.
Ich klettere.
Ich versuche es.
Auch wenn es schwer ist.
Auch wenn ich Angst habe.
Auch wenn ich müde bin.

Denn genau das ist Hoffnung:
Kein Trost.
Ein Entschluss.

Ich will nicht nur reden.
Ich will handeln.

Ich will laut sein,
wenn andere zum Schweigen gebracht werden.
Ich will unbequem sein,
wenn andere sich wegducken.
Ich will dazwischengehen,
wenn wieder ausgegrenzt wird.

Ich will wählen –
nicht nur alle paar Jahre,
sondern jeden Tag.
Mit meinen Entscheidungen.
Mit meiner Zeit.
Mit meiner Stimme.
Mit meinem Körper.

Und ich will nicht allein sein.

Denn wir sind viele.
Wir sind nicht machtlos.
Wir sind nicht ohnmächtig.
Wir haben Hoffnung –
und wir haben einander.

Also steht auf.
Hofft – aber kämpft.
Glaubt – und widersprecht.
Liebt – und beschützt.
Haltet zusammen – und handelt.

Wehrt Euch!

Wehre Dich.
Widersprich!
Steh auf!

Kämpfe.

Kämpfe gegen den Faschismus.